Zibaldone-Hefte

http://www.stauffenburg.de/asp/books.asp?id=863

 

72 (2021): Neapel als intermediale Bühne: Mit diesem Heft werfen wir einen neuen Blick auf Neapel – 24 Jahre nach dem ersten Neapel gewidmeten Zibaldone 24 von 1997. Hat das damalige Heft die Kulturgeschichte Neapels in aller Breite beleuchtet, so nimmt das aktuelle Heft eine intermediale Perspektive ein. Es geht davon aus, dass die Literatur-, Kunst- und Mediengeschichte Neapels auf unterschiedlichste Weise intermedial geformt ist. Künstlerich-literarische Verarbeitungen der Stadt spiegeln dabei die von Walter Benjamin beobachteten materiellen und sozialen, räumlichen und zeitlichen Überlagerungs- und Durchdringungsprozesse rund um den ‚porösen‘ Charakter der Stadt.

Davon ausgehend richten wir den einen interdisziplinären und intermedialen Fokus auf  Remediatisierungen dieser Repräsentationsgeschichte im 20. und 21. Jahrhundert. Dabei wird ein Blick auf die urbanistische, alltagskulturelle und mediale Transformationen der Stadt mit einem Fokus ab den 1990er Jahren geworfen. Neben ikonischen Repräsentanten wie Diego Maradona und Canzone-Traditionen rückt das Heft das Imaginäre Neapels an der Schnittstelle von Stadtkultur, Populärkultur und Medienexperiment ins Zentrum. Beiträge behandeln so irreguläre Siedlungsphänomene, die Rolle von Tätowierungen im Stadtbild, sprachlich-kulturelle Neuverhandlungen Neapels in Graphic Novels, Episodenromanen und nicht zuletzt dem Neuen Neapolitanischen Kino. Nicht zuletzt Filmemacher wie Antonio Capuano, Agostino Ferrente, Matteo Garrone oder Claudio Giovanne kommen dabei zur Sprache, die den Alltag der Stadt zwischen Regionalität und Transnationalität, Populärem und Experimentellem, Realismus und Groteskem neu ausloten.  

 

71 (2021): Corona und andere Epidemien: Seit einem Jahr befindet sich die Welt im Ausnahmezustand. Die derzeit noch immer wütende Pandemie hat eine globale Krise ausgelöst, deren Dramatik nicht nur die Infektions- und Todesrate, sondern auch der Verlust von Normalität auf allen Ebenen des Alltagslebens ausmacht.Italien wurde dabei in Europa als erstes und weltweit mit am schwersten getroffen. Als wir daher ein Themenheft zu Corona konzipierten – im Mai 2020 –, war die weitere Entwicklung noch weniger abzusehen als heute, und es gab auch noch fast keine kritische Reflexion darüber, was da gerade passiert war und passierte. Das hat sich in wenigen Monaten komplett verändert. Ganze Schaufenster von Buchhandlungen sind heute voll mit Titeln zu Corona, von den sozialen Medien ganz zu schweigen. Zibaldone versucht, die Entwicklung in einen historischen Zusammenhang zu stellen und zugleich anhand einiger Beispiele (vor allem im Bereich der Sprache und der Bilder) die derzeit erkennbaren Folgen der Pandemie zu dokumentieren und zu problematisieren.

 

70 (2020): Italienisch-österreichische Verflechtungen: Die Zeitschrift Zibaldone wurde 1986 von Helene Harth und Titus Heydenreich gegründet, um in der Auseinandersetzung mit der italienischen Gegenwartskultur ein Bindeglied zwischen Wissenschaft und Feuilleton zu kreieren – im Sinn eines öffentlichkeitswirksamen Forums für eine leidenschaftliche wie kritische Auseinandersetzung mit Italien. Nach Stationen in München und Berlin wechselt die Zeitschrift 2002 mit der Nummer 33 zum Tübinger Stauffenburg Verlag, inzwischen mit neuen Herausgebern. So feiert die Zeitschrift in den gerade für Italien schwierigen Zeiten der Corona-Krise ein serielles, d.h. dreifaches Jubiläum: ihre 70. Zeitschriftennummer (2020), ihr 35-jähriges Bestehen (2021) sowie 20 Jahre Tübinger Verlagsheimat (2022). Zibaldone 70 nutzt diesen Anlass, um noch einmal neu auf die italienischen Beziehungen mit dem deutschsprachigen Raum zu blicken. Die Nummer 16 hatte schon 1993 die «Deutsch-italienischen Kulturbeziehungen» rund um die deutsche Italophilie in den Fokus gerückt, u.a. mit Interviews mit Klaus Wagenbach, Hans Werner Henze und Giuseppe Sinopoli.

Die aktuelle Nummer macht hingegen die hier vernachlässigten vielfältigen Verflechtungen zwischen Italien und Österreich zum Thema. Neben Kuriositäten, die durch die Presse gehen, u.a. dass Italien einen zweistelligen Prozentsatz seines Mülls in Niederösterreich entsorgen lässt, denkt man hier natürlich in erster Linie an die langen historischen Verflechtungen von einigen Regionen Italiens wie Tirol und Friaul-Julisch Venetien mit Österreich. In den letzten fünf Jahren sind so einige Bänden erschienen, die die Zwischenkriegszeit und v.a. den Ersten Weltkrieg als historische und kulturelle Konstellationen Mitteleuropas oder spezifischer Grenzregionen perspektivieren oder sich aber den politischen Beziehungen der beiden Länder widmen. Das vorliegende Heft versteht sich als interdisziplinäre Ergänzung dazu, indem es vor dem Hintergrund der langen habsburgischen Herrschaft Österreich-Ungarns über diverse Gebiete des heutigen Italiens und der Grenzlage der beiden Länder (Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino) die italienisch-österreichischen Beziehungen im Sinn multipler transregionaler und -nationaler Dynamiken als mobil fasst. Dabei kommen parteienpolitische, migrations-, bildungs- und wirtschaftshistorische, touristische, sprachliche, kunsthistorische, literarische und filmische Formen der italienisch-österreichischen Verflechtungen zur Sprache. 

 

69 (2020): Zwischen Canzone und Rap. Italopop heute: Das Schlagerfestival von Sanremo gibt es seit 1951, es ist der älteste Popmusik-Wettbewerb Europas, und das berühmte «Nel blu dipinto di blu» mit dem Refrain «Volare», der Wettbewerbsgewinner von 1958, ist einer der erfolgreichsten Songs der jüngeren Popmusikgeschichte. Obwohl: ‹Schlager›, ‹Lied›, ‹Song› trifft es zumeist nicht wirklich, der Begriff ‹Canzo- ne› ist, ähnlich wie das französische ‹Chanson›, nicht wirklich übersetzbar. In diesem Heft fragen wir nach der Entstehung und Frühzeit der italienischen Canzone, vor allem aber nach den Entwicklungen der letzten Jahre. 2019 gewann in Sanremo der Sänger Mahmood, in Mailand geborener Sohn eines ägyptischen Vaters und einer sardischen Mutter, in dem auch ein paar arabische Worte gerapt wurden, was sofort zu politischen Diskussionen führte; in diesem Jahr gab es Streit um eine Moderatorin ‹mit Migrationshintergrund›. Nicht nur das zeigt, dass sich die italienische Popmusik weiter- entwickelt hat; inzwischen gibt es eine Vielzahl an Dialekttexten, an Rapern und an Trap innerhalb des Italopop, und nicht zuletzt große Veränderungen in der Sprache, mit der ein bestimmtes italienisches Lebensgefühl heute ausgedrückt wird, und denen dieses Heft nachgehen will.

 

68 (2019) Rijeka / Fiume. Italien und Kroatien: 2020 wird das kroatische Rijeka Kulturhauptstadt Europas sein, ein Ereignis, das, mit einem Volumen von über 30 Millionen Euro, das kulturökonomischen Transformationen von alten Strukturen, aber auch einen neuen Blick auf die italienisch-kroatischen Grenzbeziehungen in Geschichte und Gegenwart erlaubt. Der Impuls einer neuen Auseinandersetzung mit den spannungsreichen interkulturellen Verflechtungen zwischen Italien und Kroatien geht gleichzeitig von der Tagung zu 100 Jahre nach Fiume – Gespräche über Gabriele D’Annunzio aus, die im November 2018 in der Villa Vigoni am Comer See stattgefunden hat. Unmittelbar nach dem Ende des Ersten Weltkriegs formierten sich die politischen Mächte in Europa neu, nachdem alte Reiche wie die Donaumonarchie zusammengebrochen waren und neue, mal mehr und mal weniger langlebige Staaten entstanden sind. Fiume, das heutige kroatische Rijeka, wurde in diesem Kontext Ort einer neuen imperialen Eroberung. Die Stadt in der Kvarner Bucht wurde parallel zur Pariser Friedenskonferenz von 1919  von D’Annunzio und seinen Getreuen okkupiert. Spektakuläre Umzüge und militante Proklamationen, die den Faschismus antizipierten, folgten; Rijeka blieb für sechzehn Monate unter D’Annunzios Herrschaft. Als Schauplatz der Mobilisierung der Massen bietet Fiume/Rijeka 100 Jahre später zahlreiche Anknüpfungspunkte, um kritisch und interdisziplinär über das ambivalente Verhältnis von Italien und Kroatien nachzudenken. Dabei bieten sich im Spannungsfeld von Selbst- und Fremdbestimmung, Italophilie und -phobie, Exil und Mehrsprachigkeit, Nationalismus und Transkulturalität unterschiedlichste und zum Teil antagonistische Perspektiven. Vor diesem Hintergrund will diese von Marijana Erstić mitherausgegebene Nummer von Zibaldone einen interdisziplinären und kulturwissenschaftlichen Blick auf die komplexe Beziehungsgeschichte von Italien und Kroatien werfen. → Radio Berlin Brandenburg Kultur, Sendung vom 06.06.2020 | 19:04 | Kulturtermin: Rijeka als literarischer Ort - "An einem Nachmittag in Rijeka"

 

67 (2019): Sport und Gesellschaft: Sport, sowohl aktiv als Teilnehmer als auch passiv als Zuschauer betrieben, ist eine Erscheinung, die es in den modernen Gesellschaften in großerem Umfang erst seit etwa der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert gibt. Ausführliche Anleitungen wie die von Giulio Franceschi erläutern beispielsweise in Italien noch 1903 die elementaren Regeln und die mittelalterliche Vorgeschichte neuerdings populär gewordener Ballspiele, vor allem des «foot ball» (das man ihm zufolge bei Bedarf gut auch mit 2x19 Teilnehmern spielen kann) und des «lawn tennis», von denen seine Leser womöglich erst undeutliche Vorstellungen besitzen. Der entschei- dende Durchbruch erfolgt dann in den 20er Jahren; nun gibt es auch erste Sportshelden und (unter anderem mit Ondina Valla) auch -heldinnen in einer großen Vielzahl von Sportarten, in der Leichtathletik ebenso wie im Motorsport, aber natürlich auch im in der Zwischenzeit sehr schnell weit verbreiteten Fußball und Tennis. Mit diesem Heft möchte Zibaldone der Tradition des Sports und seiner Verbindung mit der italienischen Gesellschaftsentwicklung nachgehen und damit eine Brücke zu unmittelbar aktuellen Ereignissen schlagen, wie sie in der Tagespresse verfolgt werden können.

 

66 (2018): Matera und die Basilikata – Kulturhauptstadt Europas 2019: Die Ernennung Materas zur Kulturhauptstadt Europas 2019 ist Anlass, die Herbstnummer von Zibaldone der Basilikata zu widmen. Die dünn besiedelte Region ist für ihr Weltkulturerbe der Sassi, die Höhlensiedlungen und Felsenkirchen, ebenso aber für karstig-bergige und fruchtbar-mediterrane Landschaften bekannt. Seit Ernesto de Martinos anthropologischen Studien wurde der ambivalenten Komplex von archaischem Reiz und Volksfrömmigkeit, Armut und Emigration zunehmend zum Allgemeinwissen. Heute kommen populäre Traditionen der cupa cupa (Stabreibtrommel) und Tarantella (lucana) bei Folk- und Rockbands wie Ragnatela oder Le Mani zum Einsatz, Pilgerfahrten zum Monte di Viggiano, zu mittel¬alterlichen Klöstern (Anglona) und archäologische Museen (Potenza) gehören ebenso zu touristischen Attraktionen wie musik- und literaturgeschichtliche Erinnerungsorte (Venosa, Valsinni). Nicht zuletzt dieses Erbe hat, lange nach Carlo Levis Verbannung (1935/36) bzw. Literarisierung der Basilikata (Cristo si è fermato a Eboli, 1945), Potenzial für die Aufwertung der Region geliefert, wenn auch im Schatten des benachbarten Apulien. Die Mythen, bäuerlichen Traditionen und kleinteiligen Strukturen der Basilikata passen zum Zeitgeist der Nachhaltigkeit. Diesen macht auch die Kulturhauptstadtinitiative stark, wenn se weniger auf große internationale Namen als auf einen hohen Prozentsatz von Kulturprojekten aus der Region setzt. Freilich ist die Basilikata mit ihrem baulichen Erbe nicht nur für Literatinnen und Künstler aus der Region reizvoll, sondern auch für Projekte mit Strahlkraft Richtung Tourismus und Spekulation. Luxuriöse Transformationen der Sassi und Projekte wie Terramare, Cinecamp Euromediterraneo der Lucana Film Commission zeugen von dieser Ambition. Vor diesem Hintergrund will diese Nummer von Zibaldone im Spannungsfeld von Antike und Moderne, Krise und Erneuerung einen breiten und interdisziplinären Blick auf die Region werfen und so Lust auf sie machen.

 

65 (2018): 1968 und die Folgen: ‚Achtundsechzig‘, italienisch ‚Sessantotto‘, ist noch immer eine Chiffre, die in Deutschland wie in Italien die Gemüter bewegt und die Meinungen polarisiert. Für die einen steht sie für eine Modernisierung des Landes, für einen zentralen Beitrag zur politischen, sozialen und kulturellen Überwindung der festgefahrenen Verhältnisse zwanzig Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg, für die anderen für einen Irrweg, der in die ‚bleiernen Jahre‘ des Terrorismus geführt oder diesem zumindest den Boden dafür bereitet hat. Als wir dieses Heft planten, war von Jubiläumsaktivitäten noch nicht viel zu erkennen. Inzwischen überschlagen sie sich eher; es gibt Ausstellungen, Podiumsdiskussionen, Tagungen, Publikationen zum fünfzigsten Jahrestag der Ereignisse. Anders als noch vor zehn Jahren sind inzwischen auch historische Quellen verfügbar, die bisher nicht zugänglich waren, und es zeigt sich zunehmend eine Tendenz zur Historisierung der Ereignisse. Sicher ist: „'68“ hat Italien verändert und man muss diese grundlegenden gesellschaftlichen Veränderungen und Modernisierungsprozesse mitdenken, wenn man von dem Jahr spricht, ‚in dem alles begann‘. Wir wollen daher in diesem Heft die Ereignisse rund um '68 in einem größeren Zusammenhang betrachten und die Blicke auf die Chiffre kreuzen: So enthält die Nummer Beiträge zu universitären und medialen Protesten in Bologna und anderswo, zu den Universitäts- und Psychiatriereformen, zu unterschiedlichen literarischen und filmischen Auseinandersetzungen mit '68, aber auch zu Umbrüchen in der Mode- und Kirchenlandschaft ab den 1960er Jahren.

 

64 (2017): Geschlechterinszenierungen: In Italien gehen Geschlecht, Kunst und Politik eine besondere Beziehung ein, auch weil hier vielerorts Abweichungen von klassischen Modellen von Familie und damit Mann und Frau einer relativ starken sozialen Kontrolle unterliegen, d.h. deutlicher an patriarchale und religiöse, regionale und mediterrane Traditionen gebunden sind. Der italienischen ‚Hoch‘- und Popularkultur sind so oftmals recht hartnäckig ‚archaische‘ Formen von Geschlechterrollen und -repräsentationen eingeschrieben. Dieses Heft fragt daher danach, wie sich diese Geschlechterinszenierungen in unterschiedlichen Kultur- und Kunstformen zwischen dem 19. und 21. Jahrhundert manifestieren, aber auch wie und wo sie variieren und abweichen. Ausgehend von der sich etablierenden Starkultur der Oper und dem sich daran anschließenden Divenkult im Stummfilm, blickt diese Nummer auf ein breites Spektrum an Text- und Bilderwelten und zeigt daran Verbindungslinien zwischen Geschlecht, Italianità und (anti-) bürgerlicher Kultur bis in die unmittelbare Gegenwart auf. Zibaldone kreuzt dabei regionale mit nationalen und transatlantischen Perspektiven, es stellt kanonische Werke wie die von Giaochino Rossini, Alberto Moravia und Vittorio De Sica neuen Formen von Geschlechterinszenierungen gegenüber, wie sie u.a. die Romane von Elena Ferrante und Melania Mazzucco oder die Filme von Ferzan Özpetek zeigen, gibt aber auch an den Rand des Kanons gedrängten Stimmen Raum, etwa Lesben und Schwulen in der Zeit des Faschismus, sei es in Form popularer oder künstlerischer Stimmen.

 

63 (2017): Umwelt und Umweltgeschichte: Erdbeben, Überschwemmungen, Vulkanausbrüche – wenige Länder in Europa erleben so häufig Meldungen von Umwelt- und Naturkatastrophen wie Italien, von den unmittelbar selbstverursachten wie Müllbergen oder Waldbränden nicht zu reden. In diesem Heft wollen wir sie in einen historischen Kontext stellen, der in Italien selbst seit über einem Jahrzehnt etabliert, in Deutschland aber noch relativ ungewöhnlich ist: in den der Storia dell’ambiente, der Umweltgeschichte. Hier gibt es inzwischen Überblicksdarstellungen, aber auch Arbeiten zur Umweltgeschichte einzelner Regionen und Städte (z.B. zu Neapel oder Florenz) und die Querschnittsgeschichte von Umweltereignissen (z.B. zu Erdbeben und dem Umgang mit Erdbeben- risiken). Auch die Ecocritica, die Analyse der Darstellung von Umwelt in literarischen Texten, ist hier zu nennen. Hinzu kommt die politische und juristische Situation, die sich mit der Verabschiedung neuer Umweltgesetze, vor allem der Aufnahme eines entsprechenden neuen Abschnittes ins italienische Strafgesetzbuch vor zwei Jahren, sowie mit dem Entstehen einer Green Criminology erkennbar verändert hat.

 

62 (2016): Gegenwartstheater aus Italien: Italien ist wie kaum ein anderes europäisches Land auf das engste mit populären Theaterformen und theatralen Praxen verbunden. Gleichzeitig hat es das institutionelle und ö entlich subventionierte eater in Italien traditionell schwer. Seine Außenwirkung ist oft beschränkt, im deutschsprachigen Raum werden meist nur einige wenige Namen von Theaterautor_innen und Regisseur_innen wahrgenommen bzw. aufgeführt. Davon ausgehend will dieses Heft von Zibaldone den sinnlichen Experimenten in der italienischen und italophilen eaterpraxis des 20. und 21. Jahrhunderts nachgehen: in Form der literarisch basierten Linie des Sprechtheaters, für die das Mailänder Piccolo Teatro steht, aktuell v.a. mit dem außergewöhnlichen Erfolg von Stefano Massinis Stücken, aber auch den Fortführungen avantgardistischer wie populärer schauspieler- und körperzentrierter Theaterpraxen – Stichworte: Carmelo Bene, Dario Fo bzw. Commedia dell’arte. Neben dem eater der Kompanien, wie es aktuell u.a. die Sizilianerin Emma Dante mit ihrer Compagnia Sud Costa Orientale erfolgreich fortführt, hat in Italien aber auch das Puppentheater eine lange Geschichte, das u.a. in Neapel fest verankert ist und populäre Traditionen ständig neu akzentuiert. Aktuell wirkungsmächtig im Sinn der Präsenz auf großen europäischen Festivals und Bühnen sind diverse Sparten, Künste und Medien transzendierend auch die postdramatischen eaterpraxen, wie sie Romeo Castellucci paradigmatisch vertritt. Mit einem Wort: Zibaldone rückt mit diesem Heft das Gegenwartstheater aus Italien und die Verwebungen von Tra- dition und Experiment, Sinnlichkeit und Politik in den performativen Künsten in den Mittelpunkt.

 

Weitere  Nummern bei Stauffenburg (2002-2016):

61 (2016): Bücher- und Medienwelten; 60 (2015): Friaul; 59 (2015): Feiern und Festkultur in Italien; 58 (2014): Übersetzungsraum Italien; 57 (2014): Der Erste Weltkrieg: Kultur und Krieg in Italien; 56 (2013): Kleine Inseln; 55 (2013): Fotografie in Italien; 54 (2012): Mailand; 53 (2012): Justiz und Kriminalität in Italien; 52 (2011): Italien in Afrika – Afrika in Italien; 51 (2011): Italienische Philosophie heute; 50 (2010): Italien 1861–2011: Einheit und Vielfalt; 49 (2010): Alto Adige/Südtirol; 48 (2009): Dialekte in Italien; 47 (2009): Familie in Italien; 46 (2008): Sardinien; 45 (2008): Mode in Italien; 44 (2007): Kinder- und Jugendbücher im Wandel; 43 (2007): Tessin - Die italienische Schweiz; 42 (2006): Adel heute; 41 (2006): Architektur in Italien; 40 (2005): Cantautori: Liederdichter in Italien; 39 (2005): Blut im Chianti? Italiens Krimi heute; 38 (2004): Karikaturen: von Bernini bis Forattini; 37 (2004): Film in Italien; 36 (2003): Der Gardasee; 35 (2003): Oper in Italien; 34 (2002): Schriftstellerinnen heute; 33 (2002): Siebzig Jahre Umberto Eco.

 

Die im Rotbuch Verlag bzw. Piper Verlag erschienenen Nummern (1986-2001) sind u.a. über zvab.com und eurobuch.com erhältlich:

32 (2001): Ligurien; 31 (2001): Piemont; 30 (2000): Deutsch-italienische Wahlverwandtschaften; 29 (2000): Päpstinnen und Päpste; 28 (1999): Diven und andere Götter; 27 (1999): Venedig; 26 (1998): Mobile Mythen; 25 (1998): Fußball; 24 (1997): Neapel; 23 (1997): Rituale des Alltags; 22 (1996): Jüdisches Leben heute; 21 (1996): Umbrien und die Marken; 20 (1995): Wein - Genießen auf Italienisch; 19 (1995): Resistenza; 18 (1994): Politische Kultur in Italien; 17 (1994): Fumetti - Comics in Italien; 16 (1993): Deutsch-Italienische Kulturbeziehungen; 15 (1993): Triest; 14 (1992): Italien-Tourismus; 13 (1992): Columbus; 12 (1991): Medien in Italien; 11 (1991): Antonio Gramsci; 10 (1990): Rom heute; 9 (1990): Frauen in Italien; 8 (1989): Literatur im Faschismus; 7 (1989): Lombardei; 6 (1988): Design; 5 (1988): Sizilien; 4 (1987): Essen und Trinken; 3 (1987): Theater und Film; 2 (1986): Emigration; 1 (1986): Italo Calvino.